(Stefan Sprenger) «Das kann man nicht beschreiben, da muss man dabei gewesen sein», sagt Pascal Baur. Der Ur-Mutscheller erzielte sieben Tore im Freiämter Derby gegen Wohlen. Er ist begeistert von den Fans in der Burkertsmatt. «Ein weiteres Mal war es Weltklasse. 400 Menschen haben jedes Tor und jede gelungene Aktion gefeiert wie einen Sieg. Das ist megageil», so Baur.
Jetzt Cup-Fight gegen Endingen
Er ist nicht nur begeistert von den Fans, sondern auch von seinem
Team. «Wir haben super harmoniert. Im Kopf und in den Beinen war unser
Team von Anfang an bereit.» Die Wurfquote war besser als die der Wohler
(60 zu 48 Prozent) und auch auch auf der Torhüterposition waren die
«Grün-Weissen» besser (38 zu 29 Prozent). «Taktisch waren wir besser
vorbereitet und im Abschluss effizienter», so Baur. Er fügt an: «Wir
waren heisser auf das Spiel als Wohlen». Während die erste Halbzeit noch
ausgeglichen ausging (11:9), machten die Mutscheller im zweiten
Durchgang den Sack zu. Wohlens Spielmacher Andreas Stierli sagt:
«Mutschellen war einfach besser als wir.» Baur sagt: «Das Derby war der
Hammer.» Er hat in dieser Woche Abschlussprüfungen und nun anderes im
Kopf als Handball.
Am Donnerstag sollte er aber wieder mit voller Konzentration bei der
harzigen Kugel sein. Denn dann empfangen die Mutscheller Handballer den
TV Endingen aus der Nationalliga B. Anpfiff für das Duell im Schweizer
Cup ist um 19.45 Uhr in der Festung Burkertsmatt. «Wir versuchen alles»,
sagt Baur. In diesem Spiel trifft der 2.-Liga-Aufsteiger Mutschellen
auf den Nationalliga-A-Absteiger Endingen. Im Handball sind
Cup-Überraschungen eher selten. Aber in der Party-Hütte Burkertsmatt
wird es für jede Mannschaft schwierig. Dies hat Wohlen im Derby
schmerzlich erfahren. Und dies werden wohl noch weitere Teams zu spüren
bekommen.
Aufsteiger überfährt Wohlen
(Alexander Wagner) Das Freiämter Mega-Derby geht klar an den HC Mutschellen. Die Wohler
konnten nur in der ersten Halbzeit mithalten. Für beide Teams geht es
nun im Schweizer Cup weiter. Mutschellen hat dabei am Donnerstag einen
attraktiven Gegner.
Bereits zum Saisonauftakt herrschte im Freiämter Handball etwas
verkehrte Welt: Die in der 1. Liga arrivierten Teams aus Wohlen und Muri
verloren ihre Partien, während sich der Aufsteiger vom Mutschellen
auswärts in Einsiedeln durchsetzte. Dies schien auch im ersten Derby der
Saison weiterzugehen: Nach sechs Minuten führte der HC Mutschellen mit
4:1 und Wohlens Trainer Daniel Lehmann musste bereits sehr früh sein
erstes Time-out nehmen. Dieses nützte jedoch nur sehr bedingt. Seine
Mannschaft kam zwar wieder etwas näher heran, doch bis zum Seitenwechsel
lag Wohlen weiterhin mit zwei Längen im Rückstand.
Es wollte nicht klappen
Genau gleich ging es im zweiten Durchgang weiter. Mutschellen erwischte den deutlich besseren Start und nach 37 Minuten lagen die Gastgeber mit 15:10 in Führung. Wiederum musste Lehmann früh die grüne Karte auf den Tisch legen und seine Mannschaft neu einstellen. Doch es wollte einfach nicht richtig klappen. Auch diesmal kamen die Wohler etwas näher ran, doch sie kamen nie auch nur in die Nähe des Ausgleichs. «Immer, wenn wir das Gefühl hatten, dass wir rankommen, haben wir wieder technische Fehler gemacht», ärgerte sich Lehmann nach der Partie. Und die Statistik lügt nie. Insgesamt 23 technische Fehler «produzierte» seine Mannschaft. Deutlich zu viele, um das Derby gewinnen zu können.
So konnte der Aufsteiger den Sieg am Ende sicher nach Hause bringen und den zweiten Saisonsieg feiern. Jedoch nicht irgendeinen Sieg, sondern den ersten Vollerfolg im Derby. Dementsprechend laut war es auch schon die letzten Minuten, als die 400 Zuschauer ihre Mannschaft frenetisch feierten. Und genauso laut ging es in den Katakomben und der Garderobe von Mutschellen zu und her. Die Tür von Wohlen blieb lange verschlossen und es war mucksmäuschenstill.
Die Gastgeber konnten bereits Minuten vor der Schlusssirene feiern und tanzen, während die Gesichter auf der Bank der Wohler länger und länger wurden. Egal, was sie probierten, ob mit sieben Feldspielern oder mit offensiver Deckung, es klappte nicht. Oder Mutschellen hatte immer die passende Antwort bereit. Die Wohler zeigten sich im Angriff sehr umständlich.
«Wir mussten hart kämpfen und das Resultat sieht am Ende zu deutlich
aus», meinte Mutschellens Trainer Stefan Konkol bescheiden. Wo sich aber
beide einig waren, ist im Punkt, dass der Aufsteiger immer reagieren
konnte. «Wir waren taktisch flexibel und haben jede Aufgabe gelöst, die
uns Wohlen gestellt hat», freute sich der Aufstiegstrainer.
Unterschiedliche Aufgaben im Cup
Jetzt kann sich Mutschellen kurz erholen und den Derbysieg in vollen Zügen geniessen. Bereits am Donnerstag steht der nächste Knaller an: Dann empfängt der HC Mutschellen den NLA-Absteiger Endingen im Cup (19.45 Uhr, Burkertsmatt). Einer wird sich darauf besonders freuen: Gal Adamcic wechselte auf diese Saison hin von Surbtal auf den Mutschellen und trifft – kaum hat die neue Spielzeit begonnen – wieder auf seine alten Kollegen. «Ich hatte heute einen schlechten Tag, aber die anderen Spieler haben es gut gemacht», meinte er bescheiden. Vielleicht hat er sich seine Galavorstellung für Donnerstag aufgehoben.
Die Wohler sollten deutlich schneller regenerieren und wieder in den
Tritt kommen. Sie müssen bereits heute Dienstag (20.30 Uhr) auswärts in
Sursee im Cup antreten. Um gegen die Innerschweizer (das Ex-Team von
Trainer Daniel Lehmann) bestehen zu können, müssen sie ihre Fehlerquote
deutlich reduzieren, sonst wird es auch gegen den Meister der zweiten
Liga schwierig.
Von Euphorie bis Ratlosigkeit
Unterschiedlicher hätte die Gemütslage nicht sein können. Aufsteiger
hat nach zwei Partien das Maximum auf dem Punktekonto, die Wohler stehen
noch mit leeren Händen da. Trotzdem will Mutschellens Trainer Stefan
Konkol eine allfällig aufkommende Euphorie bremsen: «Wir sind in diesen
14 Partien nie der Favorit. Dafür fehlt uns die Qualität in der Breite.»
Seine Mannschaft hat bereits zweimal das Gegenteil bewiesen. Die
nächste Aufgabe wird wirklich schwierig. Dann empfängt Mutschellen den
Nationalliga-A-Absteiger aus Endingen im Cup. «Wir wollen einfach so
lange wie möglich mithalten», lautet die simple Devise von Trainer
Konkol.
Manuel Frey: «Ein Geknorze»
Die Spieler sollen die Partie einfach geniessen. «Wir wollen davon profitieren. Von 50 Partien gewinnen wir einmal gegen Endingen. Aber dafür müssen wir schon einen Schoggitag einziehen», stapelt der Übungsleiter tief. Ganz anders natürlich die Stimmung in Wohlen. «Mutschellen hat einen Lauf und alles passt. Bei uns fehlt irgend etwas», sinniert Captain Manuel Frey. Er fügt an: «Es fehlt der Spielfluss. Es ist ein Geknorze und wir müssen für jedes Tor viel Aufwand betreiben.»
Zwei Spieler fehlten, zwei verletzten sich
Nicht förderlich ist, dass die Wohler noch nie in Vollbesetzung antreten konnten. Und im Derby verletzte sich zudem noch Flavio Galliker. Christoph Schraner und Roman Schibli waren nicht dabei. «Da fehlen uns schlichtweg die Varianten im Rückraum», meint Wohlens Trainer Daniel Lehmann lapidar. Zudem verletzte sich auch noch Goalie Simon Dufner an der Hand. Die Probleme werden nicht kleiner. Aber der Hauptpunkt für die klare Niederlage waren die vielen technischen Fehler. «Wir machen einfach zu viele Geschenke», weiss der Trainer. Das mit dem Geschenkeverteilen müssen die Wohler auf Heiligabend verschieben, sonst wird es schwierig.
HC Mutschellen – Handball Wohlen 30:23 (11:9). Burkertsmatt Widen. – 400 Zuschauer. – SR Desbois/Razak. – Torfolge: 1:0, 1:1, 4:1, 4:2, 5:2, 5:5, 8:5, 8:6, 9:6, 9:8, 11:8, 11:9; 11:10, 16:10, 16:11, 17:11, 17:13, 20:13, 20:14, 21:14, 21:16, 22:16, 22:18, 24:18, 24:20, 25:20, 25:21, 28:21, 28:22, 29:22, 29:23, 30:23. – Strafen: 2-mal 2 Minuten plus Rote Karte (Baur (50./grobes Foul)) gegen Mutschellen, 3-mal 2 Minuten gegen Wohlen. – Mutschellen: Barbian; Adamcic (2), Baur (7), Bossard, Brunner, Gündel (1), Küttel (2), Leuenberger (2), Miranda (7/1), Sax, Ulrich (1), Vukadin (8). – Wohlen: Rudi, Dufner (10. – 21.); Büchler, Eser (2), Frey (3), Galliker (2), Häusermann (1), Horn (4), Sladoje, Stierli (5), Studerus (6/1). – Bemerkungen: Dufner mit Handverletzung ausgeschieden (21./8:6). – Hubli und Vetsch bei Mutschellen, Rosenboom und Mauch bei Wohlen nicht eingesetzt. – Time-out: Mutschellen (27./9:8 und 58./28:22), Wohlen (7./4:1 und 37./15:10). – Mutschellen ohne Füglistaler, Kyburz, Schönenberger (alle nicht im Aufgebot) und Wymann (Ferien), Wohlen ohne Schibli und Schraner (beide abwesend). – Walther vor dem Spiel verabschiedet (Rücktritt).
Besten Dank an Alexander Wagner und Stefan Sprenger von der Sportredaktion Wohler Anzeiger/ Bremgarter Bezirks-Anzeiger.