11. September 2018
«Burki-Boys» nicht zu stoppen
Nach rund 15 Jahren sind die Mutscheller Handballer zurück in der 1. Liga. Und wie. Der diskussionslose 30:23-Heimerfolg im Freiämter Derby gegen Wohlen ist der zweite Sieg im zweiten Spiel. «Es war der Wahnsinn», sagt Mutschellens Identifikationsfigur Pascal Baur.

(Stefan Sprenger) «Das kann man nicht beschreiben, da muss man dabei gewesen sein», sagt Pascal Baur. Der Ur-Mutscheller erzielte sieben Tore im Freiämter Derby gegen Wohlen. Er ist begeistert von den Fans in der Burkertsmatt. «Ein weiteres Mal war es Weltklasse. 400 Menschen haben jedes Tor und jede gelungene Aktion gefeiert wie einen Sieg. Das ist megageil», so Baur.

Jetzt Cup-Fight gegen Endingen

Er ist nicht nur begeistert von den Fans, sondern auch von seinem Team. «Wir haben super harmoniert. Im Kopf und in den Beinen war unser Team von Anfang an bereit.» Die Wurfquote war besser als die der Wohler (60 zu 48 Prozent) und auch auch auf der Torhüterposition waren die «Grün-Weissen» besser (38 zu 29 Prozent). «Taktisch waren wir besser vorbereitet und im Abschluss effizienter», so Baur. Er fügt an: «Wir waren heisser auf das Spiel als Wohlen». Während die erste Halbzeit noch ausgeglichen ausging (11:9), machten die Mutscheller im zweiten Durchgang den Sack zu. Wohlens Spielmacher Andreas Stierli sagt: «Mutschellen war einfach besser als wir.» Baur sagt: «Das Derby war der Hammer.» Er hat in dieser Woche Abschlussprüfungen und nun anderes im Kopf als Handball.

Am Donnerstag sollte er aber wieder mit voller Konzentration bei der harzigen Kugel sein. Denn dann empfangen die Mutscheller Handballer den TV Endingen aus der Nationalliga B. Anpfiff für das Duell im Schweizer Cup ist um 19.45 Uhr in der Festung Burkertsmatt. «Wir versuchen alles», sagt Baur. In diesem Spiel trifft der 2.-Liga-Aufsteiger Mutschellen auf den Nationalliga-A-Absteiger Endingen. Im Handball sind Cup-Überraschungen eher selten. Aber in der Party-Hütte Burkertsmatt wird es für jede Mannschaft schwierig. Dies hat Wohlen im Derby schmerzlich erfahren. Und dies werden wohl noch weitere Teams zu spüren bekommen.

Aufsteiger überfährt Wohlen

(Alexander Wagner) Das Freiämter Mega-Derby geht klar an den HC Mutschellen. Die Wohler konnten nur in der ersten Halbzeit mithalten. Für beide Teams geht es nun im Schweizer Cup weiter. Mutschellen hat dabei am Donnerstag einen attraktiven Gegner.

Bereits zum Saisonauftakt herrschte im Freiämter Handball etwas verkehrte Welt: Die in der 1. Liga arrivierten Teams aus Wohlen und Muri verloren ihre Partien, während sich der Aufsteiger vom Mutschellen auswärts in Einsiedeln durchsetzte. Dies schien auch im ersten Derby der Saison weiterzugehen: Nach sechs Minuten führte der HC Mutschellen mit 4:1 und Wohlens Trainer Daniel Lehmann musste bereits sehr früh sein erstes Time-out nehmen. Dieses nützte jedoch nur sehr bedingt. Seine Mannschaft kam zwar wieder etwas näher heran, doch bis zum Seitenwechsel lag Wohlen weiterhin mit zwei Längen im Rückstand.

Es wollte nicht klappen

Genau gleich ging es im zweiten Durchgang weiter. Mutschellen erwischte den deutlich besseren Start und nach 37 Minuten lagen die Gastgeber mit 15:10 in Führung. Wiederum musste Lehmann früh die grüne Karte auf den Tisch legen und seine Mannschaft neu einstellen. Doch es wollte einfach nicht richtig klappen. Auch diesmal kamen die Wohler etwas näher ran, doch sie kamen nie auch nur in die Nähe des Ausgleichs. «Immer, wenn wir das Gefühl hatten, dass wir rankommen, haben wir wieder technische Fehler gemacht», ärgerte sich Lehmann nach der Partie. Und die Statistik lügt nie. Insgesamt 23 technische Fehler «produzierte» seine Mannschaft. Deutlich zu viele, um das Derby gewinnen zu können.

So konnte der Aufsteiger den Sieg am Ende sicher nach Hause bringen und den zweiten Saisonsieg feiern. Jedoch nicht irgendeinen Sieg, sondern den ersten Vollerfolg im Derby. Dementsprechend laut war es auch schon die letzten Minuten, als die 400 Zuschauer ihre Mannschaft frenetisch feierten. Und genauso laut ging es in den Katakomben und der Garderobe von Mutschellen zu und her. Die Tür von Wohlen blieb lange verschlossen und es war mucksmäuschenstill.

Die Gastgeber konnten bereits Minuten vor der Schlusssirene feiern und tanzen, während die Gesichter auf der Bank der Wohler länger und länger wurden. Egal, was sie probierten, ob mit sieben Feldspielern oder mit offensiver Deckung, es klappte nicht. Oder Mutschellen hatte immer die passende Antwort bereit. Die Wohler zeigten sich im Angriff sehr umständlich.

«Wir mussten hart kämpfen und das Resultat sieht am Ende zu deutlich aus», meinte Mutschellens Trainer Stefan Konkol bescheiden. Wo sich aber beide einig waren, ist im Punkt, dass der Aufsteiger immer reagieren konnte. «Wir waren taktisch flexibel und haben jede Aufgabe gelöst, die uns Wohlen gestellt hat», freute sich der Aufstiegstrainer.

Unterschiedliche Aufgaben im Cup

Jetzt kann sich Mutschellen kurz erholen und den Derbysieg in vollen Zügen geniessen. Bereits am Donnerstag steht der nächste Knaller an: Dann empfängt der HC Mutschellen den NLA-Absteiger Endingen im Cup (19.45 Uhr, Burkertsmatt). Einer wird sich darauf besonders freuen: Gal Adamcic wechselte auf diese Saison hin von Surbtal auf den Mutschellen und trifft – kaum hat die neue Spielzeit begonnen – wieder auf seine alten Kollegen. «Ich hatte heute einen schlechten Tag, aber die anderen Spieler haben es gut gemacht», meinte er bescheiden. Vielleicht hat er sich seine Galavorstellung für Donnerstag aufgehoben.

Die Wohler sollten deutlich schneller regenerieren und wieder in den Tritt kommen. Sie müssen bereits heute Dienstag (20.30 Uhr) auswärts in Sursee im Cup antreten. Um gegen die Innerschweizer (das Ex-Team von Trainer Daniel Lehmann) bestehen zu können, müssen sie ihre Fehlerquote deutlich reduzieren, sonst wird es auch gegen den Meister der zweiten Liga schwierig.

Von Euphorie bis Ratlosigkeit

Unterschiedlicher hätte die Gemütslage nicht sein können. Aufsteiger hat nach zwei Partien das Maximum auf dem Punktekonto, die Wohler stehen noch mit leeren Händen da. Trotzdem will Mutschellens Trainer Stefan Konkol eine allfällig aufkommende Euphorie bremsen: «Wir sind in diesen 14 Partien nie der Favorit. Dafür fehlt uns die Qualität in der Breite.» Seine Mannschaft hat bereits zweimal das Gegenteil bewiesen. Die nächste Aufgabe wird wirklich schwierig. Dann empfängt Mutschellen den Nationalliga-A-Absteiger aus Endingen im Cup. «Wir wollen einfach so lange wie möglich mithalten», lautet die simple Devise von Trainer Konkol.

Manuel Frey: «Ein Geknorze»

Die Spieler sollen die Partie einfach geniessen. «Wir wollen davon profitieren. Von 50 Partien gewinnen wir einmal gegen Endingen. Aber dafür müssen wir schon einen Schoggitag einziehen», stapelt der Übungsleiter tief. Ganz anders natürlich die Stimmung in Wohlen. «Mutschellen hat einen Lauf und alles passt. Bei uns fehlt irgend etwas», sinniert Captain Manuel Frey. Er fügt an: «Es fehlt der Spielfluss. Es ist ein Geknorze und wir müssen für jedes Tor viel Aufwand betreiben.»

Zwei Spieler fehlten, zwei verletzten sich

Nicht förderlich ist, dass die Wohler noch nie in Vollbesetzung antreten konnten. Und im Derby verletzte sich zudem noch Flavio Galliker. Christoph Schraner und Roman Schibli waren nicht dabei. «Da fehlen uns schlichtweg die Varianten im Rückraum», meint Wohlens Trainer Daniel Lehmann lapidar. Zudem verletzte sich auch noch Goalie Simon Dufner an der Hand. Die Probleme werden nicht kleiner. Aber der Hauptpunkt für die klare Niederlage waren die vielen technischen Fehler. «Wir machen einfach zu viele Geschenke», weiss der Trainer. Das mit dem Geschenkeverteilen müssen die Wohler auf Heiligabend verschieben, sonst wird es schwierig.

HC Mutschellen – Handball Wohlen 30:23 (11:9). Burkertsmatt Widen. – 400 Zuschauer. – SR Desbois/Razak. – Torfolge: 1:0, 1:1, 4:1, 4:2, 5:2, 5:5, 8:5, 8:6, 9:6, 9:8, 11:8, 11:9; 11:10, 16:10, 16:11, 17:11, 17:13, 20:13, 20:14, 21:14, 21:16, 22:16, 22:18, 24:18, 24:20, 25:20, 25:21, 28:21, 28:22, 29:22, 29:23, 30:23. – Strafen: 2-mal 2 Minuten plus Rote Karte (Baur (50./grobes Foul)) gegen Mutschellen, 3-mal 2 Minuten gegen Wohlen. – Mutschellen: Barbian; Adamcic (2), Baur (7), Bossard, Brunner, Gündel (1), Küttel (2), Leuenberger (2), Miranda (7/1), Sax, Ulrich (1), Vukadin (8). – Wohlen: Rudi, Dufner (10. – 21.); Büchler, Eser (2), Frey (3), Galliker (2), Häusermann (1), Horn (4), Sladoje, Stierli (5), Studerus (6/1). – Bemerkungen: Dufner mit Handverletzung ausgeschieden (21./8:6). – Hubli und Vetsch bei Mutschellen, Rosenboom und Mauch bei Wohlen nicht eingesetzt. – Time-out: Mutschellen (27./9:8 und 58./28:22), Wohlen (7./4:1 und 37./15:10). – Mutschellen ohne Füglistaler, Kyburz, Schönenberger (alle nicht im Aufgebot) und Wymann (Ferien), Wohlen ohne Schibli und Schraner (beide abwesend). – Walther vor dem Spiel verabschiedet (Rücktritt).


Besten Dank an Alexander Wagner und Stefan Sprenger von der Sportredaktion Wohler Anzeiger/ Bremgarter Bezirks-Anzeiger.